Montag, 16. August 2010

Uganda - Eine Geschichte in Bildern























































Der Tod eines gewissen Herrn Godfrey Binaisa bewirkte, dass ich letzte Woche Mittwoch frei hatte - schließlich war dieser Mann von 1979-1980 ganze 11 Monate Präsident des Landes, deswegen wurde anlässlich seiner Beerdigung landesweit Staatstrauer verordnet. Jedenfalls war das mal eine gute Gelegenheit, dem bebilderten Unabhängigkeits-Monument einen Besuch abzustatten und sich mit der Geschichte des Landes auseinanderzusetzen. Keine Sorge, es ist kurz und mit bunten Bildchen aufgepeppt ;-)
Uganda bestand schon immer aus vielen Königreichen, das größte und einflussreichste von ihnen war Buganda. Das Bild mit der "1900" zeigt seine Insignien. Missionare verbreiteten den christlichen Glauben, bis 1894 Uganda als britisches Protektorat geeint wurde (im Hintergrund des Verhandlungstisches die "King's African Rifles", aus Einheimischen gebildetes Regiment der Kolonialtruppen).
Dann kam Hitler. Er hat zwar mit der ganzen Geschichte wirklich GAR nichts zu tun, aber ein Hitler zieht eben immer. (Auch wenn er uniformmäßig eher an einen sowjetischen "Genossen Adolf" erinnert. Kennt noch jemand die Kommunisten-Nazis aus Simpsons?)

In den 1950er/60er Jahren wurde ein gelenkter Demokratisierungsprozess eingeleitet und Parteien entstanden. (Flaggen bedeuten CP - Communist Party, DP - Democratic Party, UPC - Uganda People's Congress, KY - Kabaka Yekka, entspricht Monarchisten).

1962 erlangt man schließlich die Unabhängigkeit. (Bild zeigt das Monument und den neu erbauten Kongress).

Buganda-König Muteesa II. wurde Präsident und nach 4 Jahren von seinem Premierminister Milton Obote verdrängt. Dieser fuhr in Anlehnung an Libyen einen staatssozialistischen Kurs und führte sein Land despotisch, weswegen es aus dem Westen Applaus gab, als ein vom Hilfskoch zum Chef des Generalstabs aufgestiegener Kommandeur namens Idi Amin 1971 gegen Obote putschte. Der Applaus währte nicht lange, bis 1979 ließ Amin 300.000 - 400.000 Menschen ermorden. Er versuchte Gebiete in benachbarten Nord-Tansania einzunehmen, der Gegenschlag führte jedoch dazu, dass Kampala von tansanischen Truppen erobert wurde und Amin ins Exil floh. Nun wurde der kürzlich verstorbene Binaisa eingesetzt und wieder durch Obote gestürzt - sein "Schreckensregime Obote Teil 2" war noch schlimmer als sein erstes. Das Bild der mordenden und marodierenden Bande steht wohl für diese Epoche.

Der heutige Präsident Yoweri Museveni kämpfte von 1980-1985 mit seiner NRA (National Resistance Army) erfolgreich gegen Obotes Regime (Bild zeigt ihn vor dem Mikrofon, er verspricht eine Verfassung, die erst 1995 gewährt wurde, zudem Amnestie für alle die ihre Waffen niederlegen - Schwerter zu Pflugscharen. Die NRA ist inzwischen aufgelöst und heisst heute als politische Partei NRM (kurz "Movement") und stellt immer noch die Regierung. Seitdem herrschen einigermaßen stabile Verhältnisse in Uganda, wenn auch mit Demokratiedefiziten. Zudem sind die von Museveni massenweise eingesetzten und verheizten Kindersoldaten eine schwere moralische Hypothek.

Die Zeichnungen versprechen jedoch nun eine bessere Zukunft, angeblich mit Bildung für alle (längst nicht der Fall) und Geschäfte mit überaus seriös wirkenden Weißen. Am Ende steht eine glückliche, moderne Gesellschaft mit traditionellen Wurzeln - na denn.

Zum Konflikt mit der LRA bis 2006 gibt es übrigens demnächst einen eigenen Beitrag.

Nachtrag: Durch die Tatsache, dass Binaisa friedlich, in hohem Alter und in seiner ugandischen Heimat verstarb (also nicht durch ein Attentat oder irgendwo im Exil) fragte der Feuilleton ernsthaft: "Ist das jetzt ein Zeichen von Demokratie?

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