Dienstag, 31. August 2010

Genozid-Gedenkstätten Nyamata & Ntarama







































































Kigali an sich ist zwar ganz nett, aber auch nicht übermäßig interessant. Für jeden Ruanda-Besucher bietet sich daher wegen der räumlichen und zeitlichen Nähe (gerade mal 16 Jahre her!) ein Besuch der beiden Genozid-Memorials Nyamata und Ntarama 30 Kilometer außerhalb Kigalis an. Sie liegen wirklich mitten auf dem Land und sind nicht einfach zu finden, am besten man lässt sich von den ortskundigen Boda-Fahrern hinbringen. Auch in der Provinz sind die Landstrassen übrigens erstklassig.

Die erste Stätte bildet die Kirche von Nyamata. Als es schon 1992 zu Übergriffen auf Tutsi kam, wurde sie zur Fluchtstätte von Hunderten Menschen. Damals konnte man sich erfolgreich verbarrikadieren. Nicht so 1994. In dem unscheinbaren Kirchengebäude auf dem 3. Bild zwängten sich im April 1994 fast 11.000 (efltausend!) Personen. Die Hutu-Milizen, vom Militär unterstützt, sprengten die Tür auf, schmissen Handgranaten hinein (Löcher von Splittern in der Decke, 4.Bild), feuerten wahllos in die Menge und töteten alle, die das überlebt haben, mit Macheten, Ketten, Knüppeln. 2 Tage dauerte das Massaker. Die Klamotten der Opfer liegen noch zu tausenden in der Kirche. Exemplarisch für diese archaischen Töungsmethoden liegt eine Sammlung an Schädeln in der Krypta, welche aufgrund ihrer Frakturen eindeutig auf Einsatz von Macheten und Knüppeln hindeuten. Die unscheinbaren weiß gefliesten Sockel mit dem "Kellerfenster" im Garten der Kirche beherbergen die Gebeine von 45.000 ermordeten Menschen aus Nyamata und Umgebung. Man kann sie begehen, und nachdem man eine steile Treppe recht tief heruntergeklettert ist, steht man an zwischen 4 Meter hohen Regalen, voll gefüllt mit Schädeln und Knochen. Nicht nur die Dunkelheit machte das zu einem eindringlichen Erlebnis.

Um die 8 Kilometer weiter steht die zweite Stätte der Region, das Ntarama Genocide Memorial. Auch dies war eine Kirche, diese mit angeschlossener Sonntagsschule, und ist mittlerweile durch ein Metalldach gegen die Witterung geschützt. An diesem Ort finden sich jedoch weniger die Klamotten der Opfer, sondern mehr persönliche Gegenstände: Matratzen, Kochgeschirr, Spielzeuge, Schmuck, Pässe, aber auch einige der verwendeten Mordwerkzeuge. Hier ist das Massaker fast genauso abgelaufen: 5000 Menschen drängen sich in einem Kirchgebäude, in der Hoffnung auf Schutz. Die Milizen sprengten Löcher in die Mauern und warfen auch hier Granaten in die Menge. Die Knochen und Schädel finden sich auf 2 Seiten des Gebäudes in Regalen.

Für einen besonders widerlichen Exzess steht aber das letzte Bild. Es ist der Klassenraum der Sonntagsschule. Der dunkle Fleck an der Wand ist das geronnene Blut - von den Kindern, die zum Töten gegen die Wand geschleudert wurden.

Es macht einfach sprachlos...

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