Donnerstag, 29. Juli 2010




















So, das hier werden die letzten Bomben-bezogenen Einträge sein. Die ersten 3 Bilder sind aus Kabalagala (wunderbarer Name!) von einem der Anschlagsorte, dem Ethiopian Village, und als der wachhabende Polizist mal nicht geguckt hat konnte ich durch den Zaun knipsen. Sieht schon echt heftig aus da drinnen. Ab dem Wochenende nach den Anschlägen wurden an den Hauptstrassen Flaggen auf Halbmast angebracht, da dort die meisten Bestattungen stattfanden. Durch die Sicherheitsmaßnamen bildeten sich an vielen öffentlichen Orten Schlangen, um Fahrzeuge und Taschen zu durchsuchen. Die Zeitungen und Feuilletons, egal ob regierungstreue "New Vision" oder unabhängige Blätter, verbreiten zum Thema AMISOM natürlich einstimmig: Kein Rückzug!

Da der Gipfel der Afrikanischen Union nun zuende ist (Eigentlich geplantes Thema: Verbesserung der Gesundheit von Schwangeren und Kleinkindern, Schutz vor Malaria, natürlich aus Anlass erweitert um die Lage in Somalia), ist auch das Strassenbild endlich wieder weniger durch Polizei und Militär, vor allem die "Anti-Riot-Police" geprägt. Man wollte Demonstrationen übrigens gezielt verhindern, während des Gipfels waren sie komplett verboten. Sehr nervig waren die ganzen Diplomatentransporte: Polizei vorneweg, dahinter 3 SUV's mit verdunkelten Scheiben, mit 80 über die Gegenfahrbahn. Man hörte quasi nur noch Sirenen.

Montag, 26. Juli 2010

My shoppe, my business - Lädchen in Kibuli








































Ich war vorletztes Wochenende in Kibuli (sprich: Tschibuli) unterwegs, ein ärmerer Stadtteil Kampalas. Er liegt direkt auf meinem Weg zur Arbeit, ich komme da also jeden Tag dran vorbei und fand die kleinen Läden dort sehenswert - in dem Sinne, wie man auch mit höchst begrenzten Mitteln unternehmerisch tätig werden kann. Von einer 2-Quadratmeter-Boutique über "Rasta-Man's" Batterielade-Store, Cybergrill Internetcafe, ein Deluxe-Hotel, was auf den Fotos leider nicht zu sehen ist. Daneben kann man zwischen Hühnern und gebrauchten Kühlschränken auswählen. Bei "Sadak Engineering" werden alte Strassenkähne wieder flott gemacht und lackiert (Ja, die Arbeits- und Umweltschutzbestimmungen sind noch nicht so weit gediehen...) Das vorletzte Bild zeigt eine kleine Seitenstrasse, wie es angesichts des Kanalgrabens vor den Häusern riecht kann man sich vorstellen. Am allerschönsten fand ich jedoch das Kino, das Programm bietet neben indischem Bollywood und Late-Night-Erotik ein Fest für Freunde von Klassikern des Actiongenres: Rambo I+II :-)

Montag, 19. Juli 2010

Feine Ironie 1 & 2




Während der Witz beim ersten Bild einem schon selbst ins Gesicht springt, bedarf es beim zweiten Bild doch vielleicht der Erläuterung. Die stacheldraht-bewehrte Mauer versteckt nicht etwa ein Gefängnis oder den Geheimdienst, sondern die ugandische Wahlkommission. Eigentlich waren dort noch weitere interessante und nett gemachte "Pro-Demokratie-contra-Nichtwählen"-Botschaften aufgemalt. Nachdem ich dieses Foto aufgenommen habe kam aber gleich ein schlecht gelaunter Polizist auf mich zu: "No photos, no photos" (aus dem Grund auch leider nicht zu sehen: Das Gebäude ist mit einem bewaffneten Wachposten alle 25 Meter quasi umstellt).

Transparent, demokratisch, dankeschön!

Freitag, 16. Juli 2010

Festung Kampala?

Mittlerweile werden die Sicherheitsvorkehrungen hier in der Stadt doch spürbar verschärft, man sieht Polizei und Militär jetzt deutlich häufiger, dauernd sind irgendwo Sirenen zu hören. Auf den Parkplatz der größten Mall kommen Autos nur noch über eine Zufahrt und werden dort durchgecheckt, mithilfe von Spiegeln auch unter dem Auto. Handtaschen und Rucksäcke werden am Eingang durchsucht (eine nicht explodierte Bombe war in einer Damenhandtasche gefunden worden) Das hat anscheinend 3 Gründe:

1. Es sind gestern wieder Bomben aufgetaucht, eine an einer Moschee und eine am sog. kleineren Matatu-ZOB „Alter Taxipark“, die dort gestern zwar auch detoniert ist, jedoch durch vorheriges entdecken und Evakuierung keine Opfer gefordert hat. Wieviele der Polizeiautos, die hier vorbeirasen, zu „verdächtigen“ Taschen/Beuteln/Müllhaufen fahren, kann ich nicht sagen.

2. Präsident Museveni hat jetzt der somalischen al-Shabab-Miliz explizit „den Krieg erklärt“, und stockt die ugandischen Truppen, die sich dort unter dem Kommando der Afrikanischen Union in diesem größtmöglich gescheiterten Land der Welt befinden, von 2000 auf über 20.000 auf. Übrigens fürchten sich hier lebende Somalis auch vor Racheakten der Ugander, wie Überlebenden und Angehörigen der mittlerweile 76 Toten. Man muss dazu wissen, dass Somalis hier in erster Linie mit schwierigen Charakteren und (Drogen-)Kriminalität in Verbindung gebracht werden – eine Steilvorlage für Fremdenhass...

3. Der Gipfel der Afrikanischen Union findet in Kürze hier statt. Klar dass so viele lupenreine Scheindemokraten geschützt werden wollen. Leserbriefe in der Zeitung reden spöttisch von „Gaddafis Zirkus“, der in der Stadt sei, einerseits eine Anspielung auf sein Zelt, andererseits auf sein großspuriges Auftreten (u.a. Schweiz abschaffen?!?) als selbsternannter Hegemon Afrikas. Es gab laut Berichten übrigens Hinweise auf die Anschläge, doch wurde vermutet dass diese dem bevorstehenden Gipfel gelten sollten.

Ich werde die Augen offenhalten müssen und nicht jedes Risiko eingehen, vor allem am Wochenende und im Stadtzentrm. Aber Kampala ist noch längst nicht Kabul!

Die nächsten Posts werden sicher wieder fotolastiger und weniger ernst.

Mittwoch, 14. Juli 2010

Bomb blast +3

"You're still alive!" - sagte doch tatsächlich mein Boda-Chauffeur Patric beim ersten Wiedersehen zu mir. Makaber aber nicht mal böse gemeint. Denn es sind in anderen Muzungu-Bars (Muzungu ist der Sammelbegriff für alle Nicht-Schwarzen, also Ausländer) weitere Bomben und eine Sprengstoffweste gefunden worden (NICHT in der wo ich war!), die entweder nicht gezündet haben oder es sich derjenige mit dem Ableben und den Jungfrauen nochmal überlegt hat.

Unser US-Mitbewohner Charlie, der für eine Fotoreportage in Uganda ist, hat es in der Nacht übrigens tatsächlich geschafft, sich ins Krankenhaus von Kampala zu mogeln. Die Bilder gingen unter anderem an Reuters, DPA, sogar die New York Times.
Eins vorweg, die Bilder enthalten Blut, sind aber nicht auf Verwundung fokussiert. Der Name Charlie Shoemaker steht unterm Bildtext bei den Credits und ich finde seine Bilder gut ausgewählt:

http://www.nytimes.com/slideshow/2010/07/12/world/20100713_Uganda_slideshow-3.html

Ansonsten ist hier alles normal, am Lokal in Kabalagala wo es passiert ist standen noch Polizeiautos als ich gestern vorbeifuhr. Und unser Kofferraum wurde einmal durchsucht, als wir mit dem Auto in die Parkgarage einer Einkaufsmall gefahren sind. Sonst merkt man hier nicht mehr viel und es wird auch nicht mehr groß drüber geredet. Schon eher Sorge haben die Leute hier vor der Entwicklung im Südsudan, der Separatismus anstrebt und dabei auch Gewalt einsetzt, und den Präsidentschaftswahlen nächstes Jahr.


Das langsame Internet hier ist übrigens auch eine Folge eines technischen Defekts in einer Relaisstation in Mombasa, Kenia, wo das Kabel aus dem Indischen Ozean ankommt. Deshalb ächzt ganz Ostafrika unter dem quälend langsamen Internet. Die Zeitungen haben den wirtschaftlichen Schaden für Geschäfte und Banken schon einmal vorgerechnet. Es hieß, das dauere zwischen 8 und 14 Tagen, den Defekt zu beheben, mal sehen wann sie es hinkriegen.

Montag, 12. Juli 2010

Bombenanschläge in Kampala

Gestern Nacht sind in Kampala 2 Bomben in äthiopischen Restaurants explodiert. Genau während des Fussball-WM-Finales. Letzte Zahlen lagen bei 64 Toten, als Täter gelten Somalis.

Wir haben per SMS davon erfahren, als wir zum Fussballgucken im "Iguana" waren, eine Bar die von Holländern betrieben wird und dementsprechend mit Oranjes randvoll war. Als dann bekannt wurde, dass die Nachrichten nicht nur Gerüchte waren und womöglich Ausländern galten, wurde die Bar dann 5 Minuten vor Spielende geräumt. Vor der Bar und auf den Strassen ging es dann deutlich hektischer zu als sonst, und immer wieder machten neue Gerüchte die Runde, dritte Bombe, schon 15 Tote, ich habe aber nichts geglaubt. Normalerweise stehen Opferzahlen ja erst 1-2 Tage später fest, hätte mich nicht gewundert wenn am Strassengerede nichts dran wäre. Traurigerweise hat die Realität die Gerüchte um ein Vielfaches überboten.

In den Zeitungen hier werden übrigens tatsächlich Fotos von den Leichen gezeigt, die verstümmelt und blutüberströmt auf weissen Plastikstühlen sitzen. So etwas möchte man nicht sehen. Unser Hausmeister meinte aber, das sei hier normal. Überhaupt findet man nur wenig Aufregung um die Sache. Ja, '95/96 habe man so etwas schonmal erlebt, aber ich war ja nicht da - den Satz habe ich jetzt von 3 Einheimischen gehört. "Ich war ja nicht da". Liegt vielleicht am allgemein erhöhten Lebensrisiko in diesem Land. Ich bin tatächlich von der geringen Solidarität untereinander etwas erstaunt. Familien mögen zusammenhalten, alles was darüber hinausgeht bedeutet Ellenbogen raus, Hauen, Stechen. Das gilt für Strassenverkehr, Service, Handel, einfach alles.

Freitag, 9. Juli 2010

Kansanga












Hier sind ein paar Bilder aus dem Stadtteil wo ich wohne, Kansanga. Direkt in der Nähe bei uns findet sich eine kleine Matoke-Plantage, die aber wie so oft nebenbei als Müllkippe dient. "Kansanga, Kobil Petrol Station" kennt in Kampala jeder Taxi-und Bodafahrer und deswegen ist es meist Ausgangs- und Endpunkt meiner Fahrten. An der Hauptstrasse ist abends sprichwörtlich der Bär los. Es gibt so viele kleine Stände wo man was zu essen kaufen kann, "Rollex" (eingewickeltes Omelett), Pommes, Rinderspieße, Leberspiesse, Maiskolben, Obst etcetc., natürlich auch Schönheits-"Salons" und Massen an Verkaufsständen für "Air Time", Handyguthaben. Das ist hier sehr weit verbreitet und wird häufig auch genutzt, um beispielsweise Geld von der Stadt zu den Eltern aufs Land zu schicken, einfach per Sms. Mobile Money heisst das. Einer der Anbieter, UTL Uganda Telecom, ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein ähnlicher Saftladen wie unser deutsches Pendant in Magenta. Bei dem coolen Corporate Sign kann man dem Unternehmen aber wahrscheinlich nicht lange böse sein wenns mal nicht läuft...

Kreuchen&Fleuchen












Anbei ein paar Pics zu Tieren. Ich muss dazu sagen: Ich war noch nicht ausserhalb Kampalas unterwegs, deswegen gibts grad mal keine Gorillas und Elefanten. Dafür aber anderes interessantes Getier, wenn man sich hier umsieht kann man sich denken was hier am Äquator für eine Artenvielfalt herrscht.

Zu den Bildern einzeln (alle entweder bei uns im Garten, auf der Terasse oder beim Goethe-Institut aufgenommen, also MITTEN in der Stadt!):

Bäume und Palmen, Zypressen und allerlei anderes sind hier bunt gemischt. Die Echsen kleben jeden Abend über unserer Terasse, während unten die Riesenameisen rumwuseln. Das ist übrigens mein neues Handy, zum Größenvergleich. An dem Kaliber von Motte würde sich so manche Fledermaus die Zähne ausbeissen. Dazu gertenschlanke Tropenwespen, keine Ahnung wie sie heissen aber ich will ihnen nicht zu nahe kommen. Dazu ein paar Raubvögel und andere Vögel, die Geräusche wie Gänse machen.

Mittwoch, 7. Juli 2010

Das Internet ist hier wirklich leider ein schlechter Witz. Haben jetzt schon wieder seit Montag keinen Anschluss. Sitze also wieder bei den Franzosen dran. Der Direktor will jetzt den Anbieter wechseln auch wenn er dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen muss. Ohne Internet kann ich hier so gut wie nichts arbeiten. Wie denn auch, wenn die Bearbeitung der Webseite über ein Online-CMS läuft. Aus Langeweile habe ich sogar schon aufgeräumt - meinen Desktop zumindest. Werde mich nachher mal an Hesses "Siddharta" versuchen.

Essen hier im Institut ist nicht wirklich zu empfehlen. Ist zwar recht günstig, aber "Beef & Rice" bedeutet einfach ein Haufen Reis mit Gemüsebrühe als Soße und 4 winzigen Gummistückchen Rindsgulasch. Kein Wunder dass hier niemand ernsthaft übergewichtig ist.

Seit vorgestern ist auch noch die Gasflasche in der Küche leer. Haben deswegen 2 Tage draußen auf Kohle gekocht. Vielleicht kommt heute ja eine neue Flasche.

Na denn mal viel Glück für unsere Jungs heut abend. Habt ihr übrigens auch zufällig das Oktopus-Orakel für das Spiel gesehen? Der Sieger wäre leider demnach S.....n.

Donnerstag, 1. Juli 2010

ES GEHT!

ENDLICH geht das Internet wieder richtig. Lag aber wohl am Modem. Heute ist der erste Tag wo ich regulär arbeiten kann und nicht mehr bei der Alliance Francaise mit meinem Laptop auf dem Schoß um ein paar Minuten betteln muss.


Habe wohl die Möglichkeit, an einem Wochenende nach Kigali in Ruanda zu fahren. Ist per Bus und richtig preiswert. Visum ist glaube ich für EU- und US-Bürger kostenlos. Werde das mal sondieren und Mitfahrer suchen.

Habe gehört wir haben einen neuen Präsidenten? Und SPIEGEL schreibt die Koalition immer noch in den Boden? Wohl ansonsten alles wie gehabt daheim.

Grüße



Hatte ich etwas von meiner miesen Matratze erzählt? Die sind in jedem Fall so leicht, dass ein Mann ZEHN Stück davon tragen kann! :-D Sind übrigens genau dieselben wie meine. Sie kommt auf meine "Not gonna miss"-Liste.