















Letztes Wochenende bin ich mit meinem US-Mitbewohner Charlie nach Gulu gefahren, da er dort für ein Fotoprojekt arbeiten musste. Wenn man verreisen will, kommt hier nur mit dem Überlandbus rum. Es gibt in Uganda zwar eine Eisenbahn - eine Linie nach Kenia und eine zum Hafen Port Bell am Viktoriasee, die aber vor wenigen Jahren den Personenverkehr
eingestellt hat und dort nur noch Güterzüge fahren... Entwicklung mal rückwärts.
Die Busse fahren verdammt schnell in der Mitte der schmalen Strasse und hupen andere Fahrzeuge mit einer extrem lauten 8-Bit-Melodie, die an "Space Invaders" erinnert, einfach beiseite. Man muss dazu sagen, dass die Verkehrsdichte im Norden Ugandas ziemlich gering ist. Wenigstens kommt man so schnell voran, die Fahrt dauert von Kampala in der Regel zwischen 4 und 6 Stunden. An den Haltepunkten an der Strecke kann man überall Getränke und Snacks kaufen, wie zum Beispiel gegrillten Mais, Cassava-Wurzel, Beef-Sticks, Chapatti-Fladen. Und, weiter nördlich, auch Hühner. Der Verkauf läuft immer über die Schiebefenster der Busse, dabei bekommt man schonmal einen Flügelschlag der Viecher ins Gesicht.
Bild 3 ist unser Hotel gewesen, das übrigens innen ganz ordentlich war.
Wir kamen gerade richtig für einen Wettbewerb in der Gulu-Dependance des
Breakdance Project Uganda (BPU). Wie, Chrissi und Breakdance? Moment!
-Das BPU ist ein wohltätiges Projekt, das über Tanz benachteiligten Kindern und Jugendlichen einen Sinn, Selbstwertgefühl und Zusammenhalt bietet. Und benachteiligte Kinder gibt es in Gulu leider sehr viele. Nicht nur, dass der Norden Ugandas im Gegensatz zur Zentral-Region um die Hauptstadt Kampala wirtschaftlich nochmals deutlich schwächer ist. Hier wütete bis 2006 auch noch die
LRA, die Lord's Resistance Army, eine Rebellentruppe um den geisteskranken Joseph Kony, der einen christlichen (!) Gottesstaat errichten will. Um Gulu herum kam es durch diese Bande zu christlichen Entführungen, christlichen Zwangsrekrutierungen und christlichen Morden an Kindern und Zivilisten. Deswegen flohen viele Kinder für jede Nacht nach Gulu, welche als größte Stadt der Region wenigstens etwas Schutz vor der LRA versprach. Um Gulu herum finden sich daher auch noch einige Flüchtlingscamps welche zur Zeit nach und nach geräumt werden. Die LRA hat sich in den Süd-Sudan und in den Kongo zurückgezogen.
Das BPU wurde eigentlich in Kampala gegründet und ist aus o.g. Gründen auch in Gulu tätig und hat mittlerweile deutlich über 1000 Mitglieder in Uganda. Durch T-Shirt-Verkäufe werden Schulgebühren bezahlt, es gibt Aufklärung über die Notwendigkeit, in die Schule zu gehen. Über die Arbeit des BPU gibt es eine sehr gute, professionell gedrehte Dokumentation. Den Trailer könnt ihr unter
Bouncingcats.com - Play Trailer
ansehen. Wer das Projekt unterstützen und ein T-Shirt haben möchte (5,35€) kann sich gerne melden - die Welt ist klein, der Gründer des Projekts,
Abraham Tekya, ist einer meiner Mitbewohner. ;-)
Ansonsten gibt es in Gulu nicht sehr viel zu sehen, es ist eine Provinzstadt und mit 120.000 Einwohnern die zweit- oder drittgrößte des Landes. Kampala mit seinen 1,4 Millionen ist da ein ganz anderer Kosmos. Die noch größeren Probleme als in der Hauptstadt sieht man an der Zahl der weiß lackierten Geländewagen der unzähligen NGOs, hier im Bild von der AVSI (Flüchtlingshilfe) aus Italien. Bei denen wurde grade der Abschied einer Volontärin aus England gefeiert, wir wurden eingeladen, und so haben Charlie (links auf dem Rasen) und ich noch einen netten Nachmittag verbracht. Interessant waren die Hütten, die dem europäischen Afrika-Klischee von Subsistenzwirtschaft vielleicht schon ziemlich nahe kommen. Sie stehen stehen in der weiten Landschaft des Nordens überall verstreut herum.